EVB feiert 125 Jahre Bahnstrecke Stade – Bremervörde
Mit einem umfangreichen Programm wurde am Wochenende der 125. Geburtstag der Bahnlinie Stade – Bremervörde gefeiert. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Reaktivierung der Strecke.
Derzeit wird die Strecke der Eisenbahnen- und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (EVB) vor allem vom Moorexpress für touristische Fahrten genutzt. Der Schienenpersonennahverkehr wurde vor Jahrzehnten eingestellt. Die Landesnahverkehrsgesellschaft hat vom Land Niedersachsen den Auftrag bekommen, eine Reaktivierung bis 2026 in die Wege zu leiten. Dafür hatten sich der Landkreis Stade und die Anrainerkommunen viele Jahre lang mit großem Engagement eingesetzt. Die Strecke soll ein Baustein bei der Umsetzung der Verkehrswende hin zu mehr Fahrgästen auf der Schiene sein.
Um die Vorzüge der neuen Verbindung zu zeigen, ließen die EVB am Wochenende bereits im Stundentakt Züge zwischen Stade und Bremervörde verkehren. Ausnahmsweise waren neben dem Moorexpress auch von Dampflokomotiven angetriebene historische Züge sowie moderne Wasserstoffzüge unterwegs. An den Bahnhöfen in Deinste und Bremervörde gab es besondere Attraktionen – und damit beliebte Ausflugsziele für Familien.
Auf dem Weg zum offiziellen Festakt am Sonnabend fuhr ein Sonderzug mit politischen Entscheidern von Stade nach Bremervörde. Mit dabei waren neben den Landräten Kai Seefried (Stade), Marco Prietz (Rotenburg) und Bernd Lütjen (Osterholz) auch zahlreiche Bürgermeister und die örtlichen Landtags- und Bundestagsabgeordneten. Wenige Minuten nach dem Start in Stade fuhren sie mitten durch den neuen Bildungscampus in Stade-Riensförde. Das ist wahrscheinlich einmalig in Deutschland – Kaum eine Strecke in Deutschland könne mit so wenig Aufwand reaktiviert werden, sagte Grimm mit Blick auf den guten Zustand von Gleisen und Bahnhöfen. Das Kundenpotenzial sei enorm. Rund 80 Stundenkilometer fährt der Zug auf der Strecke in der Spitze.
Einen ersten Zwischenstopp machte der Sonderzug am Bahnhof in Stade-Hagen. Aufgrund der Nähe zu den umliegenden Haltepunkten stellt die Landesnahverkehrsgesellschaft diesen Bahnhof für die Reaktivierung in Frage. Dass die Menschen vor Ort auf einen eigenen Bahnanschluss setzen, machten sie bei einer Demonstration deutlich. Ortsbürgermeisterin Inge Bardenhagen und rund 100 Einwohnerinnen und Einwohner empfingen die Delegation mit einer klaren Forderung: „Hagen braucht einen Bahnhof“ war der einmütige Tenor der Protestplakate.
Am Bahnhof Mulsum-Essel wird der Sonderzug von rund 350 Demonstranten empfangen, die sich dafür einsetzen, dass die neue Bahnlinie ab 2026 auch diesen Haltepunkt ansteuert. Buchstäblich mit Pauken und Trompeten wurde der Sonderzug in Mulsum-Essel empfangen: Mit Salutschüssen der Böllerschützen fuhr der Zug ein und der Spielmannszug spielte auf. Auch dieser Bahnhof ist im bisherigen Reaktivierungsplan der Landesnahverkehrsgesellschaft nicht enthalten. Damit wollen sich die Bürgerinnen und Bürger nicht abfinden: Die Feuerwehr und die örtlichen Vereine zeigten Präsenz. Ein ganzes Dorf war auf den Beinen, der stellvertretende Bürgermeister Stefan Allers sprach mit den politischen Vertretern. Die Botschaft der 350 Demonstranten war eindeutig: Der Bahnhof muss von der neuen Bahnlinie angefahren werden.
Das Zeichen verfehlte seine Wirkung nicht: Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies, der in Hesedorf in den Sonderzug zugestiegen war, stimmte ein Loblied auf die Bahnstrecke Stade – Bremervörde an. Die Menschen würden nur auf die Schiene umsteigen, wenn die Verbindungen verlässlich seien. Die bestehende Infrastruktur müsse besser werden, Planungs- und Genehmigungsverfahren müssten beschleunigt werden. Die Reaktivierung der Strecke Stade – Bremervörde werde mit Hochdruck vorangebracht, versprach Lies. Das Ziel sei, ab 2026 einen regelmäßigen Betrieb sicherstellen zu können. Die Demonstrationen in Stade-Hagen und Mulsum-Essel seien „tolle Beispiele“ für die Unterstützung aus der Zivilgesellschaft. Verbindliche Regeln seien wichtig, sagte er mit Blick auf die Kriterien der Landesnahverkehrsgesellschaft. Doch auch jeder Einzelfall müsse betrachtet werden.
Am Rande der Festveranstaltungen kündigte Minister Lies überdies an, dass das Land Niedersachsen zusammen mit der Freien Hansestadt Bremen den Defizitausgleich für den Moorexpress-Betrieb übernehmen werde. Der Minister unterstrich damit noch einmal die Bedeutung der Verbindung auch für den touristischen Verkehr.